In unserem Namen »LetterinBerlin« steckte das englische Wort lettering. Deutsch könnte man das grob mit beschriften wiedergeben, nur leider trifft das schlecht den Kern. Bei Lettering geht es um ein weites Feld und eine grafische Disziplin, in der mit Buchstaben gestaltet wird, aber eben nicht in dem einfachen Sinn, »was darauf zu schreiben«.
Lettering auf Ladenfassaden
Ladenfassaden werden seit etwa 1800 beschriftet. Davor war es üblich, angebotene Waren auf die Straße zu stellen oder ein Bild über den Eingang zu hängen. Wobei das Bild nicht unbedingt etwas mit dem Angebot zu tun haben musste.
Mit dem Wachsen der Städte und der steigenden Lesefähigkeit der Menschen breiteten sich die Buchstaben in den Straßen aus. Getragen wurde diese Entwicklung von den Schilder- und Schriftmalern, mit Pinsel und Farbe. Dabei entwickelten sie eigene, dem Zweck gemäße Schriftformen und solides handwerkliches Wissen über die Zeichnung der Schrift.
Die spezifische grafische Leistung beim Lettering auf Fassaden besteht darin, die vorhandenen Flächen bestmöglich zu nutzen, in der Farbwahl der Architektur gerecht zu werden und es unterm Strich zu schaffen, dass die Schrift des Ladens ihm selbst und der Straße zur Zierde gereicht.
Lettering in Werbung, Plakat, Cover
Ein anderer Zweig des Lettering entwickelte sich in der Plakatkunst und Werbegestaltung. Wie in der Schriftmalerei geht es auch hier darum, einen Titel, eine Botschaft schriftlich zu inszenieren. Der wesentliche Unterschied liegt in der eventuellen zusätzlichen Bildebene. In einem guten Plakat gehen Schrift und Bild eine enge Verbindung ein, in der beide Anteile im Dienst eines größeren Ergebnisses stehen. Das kann über Harmonie funktionieren oder über Dissonanz, über Vereinigung oder Trennung, nur eben funktionieren muss es.
Lettering und Marken
Die Wahrnehmung, auf die wir heute konditioniert sind, erwartet bei einer Marke die Kombination aus einer bildhaften oder grafischen Darstellung mit einem schriftlichen Zusatz, der den Namen transportiert. Jedoch gab und gibt es Marken von hoher Bekanntheit, die mit einem prägnanten Schriftzug im Gedächtnis bleiben. Man denke an die wohl beliebteste deutsche Hautcreme im blauen Tiegel oder die bekannte amerikanische Brause mit rotem Etikett. Unverwechselbar sind diese Marken, weil nicht einfach »was darauf geschrieben« wurde, sondern sorgsam und individuell gezeichnet.
Lettering kann in der Praxis ganz unterschiedliche Formen annehmen. Lettering findet sich auf Fassaden, Plakaten, auf Buch- und Plattencovern, in Marken. Allen gemein ist, das Lettering-Lösungen punktgenaue Lösungen für eine spezifische Aufgabe sind. Im Zentrum des Interesses stehen dabei die Identität des Absenders, das kommunikative Ziel und der Maßstab der Ausführung.
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Dieser Beitrag erschien zuerst im November 2013 bei LetterinBerlin. Find the English version here. Ebenfalls interessieren könnte Sie Schrift & Identität.